das Ende des Marienheims

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Das seit 1998 leer stehende »Marienheim«, zwischen Feuerwehr und Parkgarage gelegen, wurde jetzt abgerissen. Das historische Gebäude, welches 200 Jahre lang ein Nachbar des Möggenried-Hauses war, wich nach heftigen Diskussionen im Stadtrat dem Ruf der Feuerwehr nach Parkplätzen für ihre Mannen. Und so übernahmen nach den Politikern dann am 15. September dieses Jahres die Spezialisten einer bekannten Abbruchfirma das Kommando und rückten mit schwerem Gerät an. Nun ist der Platz am Mühlenweg 5 leergefegt, und das Abbruchmaterial professionell entsorgt.

Wir mühten uns einige Tage lang mit der Demontage von altem Gebälk und Bodendielen aus dem Marienheim, das sich in direkter Nachbarschaft befindet. Wir möchten für die Wiederherstellung nicht moderne Massenware aus dem Baumarkt verwenden. Damit lässt sich zwar schnell und billig reparieren, aber wir versuchen, möglichst viel an authentischer Bausubstanz zu sichern und mit alten Werkstoffen zu rekonstruieren. Doch an die kommt man eben nur bei Demontageaktionen entsprechend alter Gebäude.            

So hat das Marienheim am Mühlenweg immerhin über 200 Jahre Geschichte erlebt. Der Holzbau wurde um 1800 errichtet und erst später verkleidet und verputzt. Der erste Besitzer produzierte Walkstoffe (Filz und Loden) in diesem Betrieb, den die Sonthofer »Beim Filsar« nannten. Später erwarb das Ehepaar Hans Nepomuk und Victoria Haf das Gebäude und stifteten es nach dem Ersten Weltkrieg 1918 dem ambulanten Krankenpflegeverein. Zunächst wirkten hier die Barmherzigen Schwestern vom Vinzentiner Orden, 1925 übernahmen die Franziskanerinnen das Haus und eröffneten hier eine Handarbeits- und später eine Handelsschule - die erste der Stadt. Später wurde darin eine Caritas-Beratungsstelle betrieben und als diese umzog, die vom katholischen Frauenbund betriebene Fundgrube für Kinderkleidung. Ab 1998 stand das Gebäude leer. Zunächst kam es in den Besitz einer Baufirma, dann übernahm es die Stadt. Und zum Schluss besiegelte jetzt die Abrissfirma 200 Jahre Sonthofener Geschichte.      

Nur gut, dass noch ein paar »Reliquien« aus dem Marienheim gerettet wurden und im Möggenried-Haus die Erinnerung an die vergangenen Zeiten weiterleben lassen. Schließlich hat manche Sonthoferin hier am Mühlenweg die Schulbank gedrückt und von dort stolz ihr Zeugnis nach Hause getragen. Als Besonderheit konnte ein alter handbemalter Dielenboden aus dem Schwesternheim gerettet werden, der im Möggenried-Haus wieder zu Ehren kommen könnte.


Das Marienheim, Nachbar der alten Nagelschmiede, um 1900.

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